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Kopfball: Ist Fußballspielen mit dem Kopf ungesund?

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Schaut man sich die spannenden Spiele des deutschen Nationalteams bei der Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2022 an, dann sieht man recht häufig das sogenannte Kopfspiel. Der Kopfball wird zum Umleiten der Flugkurve, für das Zuspiel, für Torschüsse und weitere Manöver während der Turnierspiele genutzt. Doch manche sehen darin eine Gefahr und weisen immer wieder auf die Gefährlichkeit von Kopfbällen hin. Doch ist es wirklich so schlimm? Ist das Kopfspiel im Fußball gesundheitsschädlich oder sogar lebensgefährlich, wie einige behaupten? In diesem Ratgeber gehen wir der Sache auf den Grund.

Nach Studie aus Glasgow: Forderung zur Abschaffung von Kopfbällen

Die Universität von Glasgow hat in Schottland eine umfangreiche Studie durchgeführt, bei der unter anderem 8.000 schottische Ex-Fußballer mitgewirkt haben. Untersucht wurde, ob Abwehrspieler und Abwehrspielerinnen, welche den Ball häufig mit dem Kopf spielen, eher an Demenz erkranken als ihre Teammitglieder, die den Ball weniger oft „köpfen“. Das Ergebnis der Studie, die im August 2021 veröffentlicht wurde, lautet: Kopfbälle können zu gesundheitlichen Langzeitfolgen führen, zu welchen beispielsweise die Erkrankung an Demenz gehört. Das liegt daran, dass durch häufiges Kopfspiel das Gehirn bzw. dessen Frontallappen, der u. a. für Erinnerungen zuständig ist, geschädigt wird.

Kopfbälle sollen deshalb, wenn es nach Medizinern wie dem Neuropathologen Willie Stewart geht, sofort aus dem Fußball verbannt werden. Durch eine internationale Regelanpassung könnte der Ballkontakt mit dem Kopf unterbunden werden – ähnlich dem Handspiel. Die ARD Sportschau zitiert den genannten Mediziner mit dieser Prognose bei einer zeitnahen Umsetzung der Forderung: „Wenn wir jetzt eine Änderung herbeiführen, wird es 30 bis 40 Jahre dauern, bis wir die Effekte sehen.“ Da es sich um Langzeitfolgen für die Fußballspielerinnen und Fußballspieler handelt, müsste also der Erfolg eines Kopfballverbots in ein paar Jahrzehnten noch einmal mit einer großangelegten Studie überprüft werden.

Demenz-Risiko im Fußball: Vergleichszahlen nach Spieler-Position

Kopfball und das Demenz-Risiko

In der oben genannten Studie der Universität Glasgow finden sich die umfangreichen Untersuchungen, deren Methoden sowie die Ergebnisse des Ganzen wieder. Zum Vergleich für die untersuchten 8.000 Ex-Fußballspieler aus Schottland wurden die Risiken und Erkrankungen der Durchschnittsbevölkerung herangezogen. Dabei ergaben sich bemerkenswerte Zahlen, die durchaus auf den Fußball als ausgeübten Sport sowie auf die wahrgenommene Position zurückzuführen ist. Das Risiko ist dabei vor allem für Spielerinnen und Spieler auf dem Feld, speziell in der Abwehr, größer:

  • Torhüterinnen und Torhüter: Demenzrisiko gleich dem Bevölkerungsschnitt
  • Feldspielerinnen und Feldspieler: Durchschnittlich viermal so großes Demenz-Risiko
  • Abwehrspielerinnen und Abwehrspieler: Fünfmal so großes Demenz-Risiko

Der DFB sieht keinen Bedarf am Kopfball-Verbot

Der deutsche Fußballbund (DFB) sieht für Vereine in Deutschland sowie für deren Mitglieder keine Gefahr. Stattdessen wird immer wieder betont, wie wichtig die richtige Technik beim Spielen des Balls mit dem Kopf ist. Nur, und das ist eben auch eine Wahrheit, ergeben sich aus dem „Köpfen“ des Balls nicht immer sauber ausgeführte Techniken. Hinzu kommen sogenannte Kopfballduelle, bei denen zwei Spielerinnen oder Spieler gleichzeitig versuchen, einen Kopfball zu spielen. Nicht nur kann es im Stress zu einem falschen, ungesunden Spiel kommen, sondern auch zum Zusammenstoß. Platzwunden und Gehirnerschütterungen als akute Verletzungen sowie Langzeitfolgen sind hier möglich.

Dennoch, der DFB sieht im Training der Vereine sowie im Turnierspiel keinen Bedarf, das Kopfspiel zu unterbinden. Zwar gibt es mit den bald deutschlandweit eingeführten „Neuen Spielformen“ für Kinder weniger Möglichkeiten für Kopfbälle, das ist aber noch kein Ausschlusskriterium. Denn auch Kindern und Jugendlichen wird in Vereinen das Kopfspiel beigebracht. Der Vorteil ist natürlich, dass die richtige Technik trainiert werden kann. Der Nachteil besteht bis zu deren Erlernung im falschen Kopfspiel sowie im allgemeinen Risiko des Kopfballs bei Training, Spielen und Turnieren – auch für Erwachsene. Eine FAQ zum Kopfball in deutschen Fußballvereinen gibt es hier.

Fußball und Gesundheit: In Maßen ist es ratsam

Fußball ist an und für sich gesehen ein gesunder Sport. Denn vor allem das Cardio-Training, also die Steigerung der Ausdauer und damit das Training des Herz-Kreislauf-Systems, kommen dabei voll zum Tragen. Auch die Bewegung über den Platz ist von guten Langzeiteffekten geprägt. Gesundheitliche Risiken ergeben sich dabei vor allem im Profisport. Wer als Fußballspielerin oder Fußballspieler durch stete Trainings und fordernde Spiele unter Dauerbelastung steht, braucht immer auch eine individuelle medizinische Betreuung. Diese muss bestimmten Schäden vorbeugen und auftretende Verletzungen akut behandeln können. Nur so bleibt der Fußballsport für die Profis auch gesund.

Zur internistischen Betreuung des Profisports kommt auch die passende Ernährung hinzu. Denn sportlichen Verletzungen vorzubeugen, das wird neben dem richtigen Training durch die Aufnahme von ausreichend Nährstoffen erreicht. Individuelle Stärken und Schwächen gilt es beim Spiel sowie bei der vorherigen Zusammenstellung des Teams auf dem Feld ebenfalls zu beachten. Professionell betrachtet muss also ein konditionelles Anforderungsprofil geschaffen werden, das auf die jeweilige Leistungsdiagnostik der Spielerin oder des Spielers eingeht. Nur so kann eine zielführende körperliche Fitness garantiert werden, während das Risiko für Verletzungen oder Langzeitschäden auf einem Minimum gehalten wird. Ärztliche Betreuung im dauerhaft ausgeführten Sport ist also unerlässlich.

Zusammenfassung: Kopfball und Gesundheit im Fußballspiel

Während Fußball durch die viele Bewegung, das Erlernen einer gewissen Koordination sowie der Stärkung von wichtigen Muskelpartien allgemein als gesund angesehen wird, gibt es doch einige Gesundheitsrisiken. Der Kopfball ist laut einer aktuellen Studie nicht gesund und kann auf lange Sicht zu Demenz führen. Weiterhin gehört im Profi- und Leistungssport immer auch eine medizinische Betreuung inklusive Ernährungsberatung zum gesundheitlich zuträglichen Ausüben des Sports. Deshalb kann man nicht immer pauschal über das gesundheitliche Potenzial von Fußball und anderen Sportarten urteilen. Einzelfälle müssen aber betrachtet und ihrer Wichtigkeit nach behandelt werden – und dazu gehört auch das Kopfspiel.